DPA-Nachricht: Viele EHEC-Tote werden nicht mehr ganz gesund

Wenn es nicht so traurig wäre. Und es ist ein trauriger Anlass

Etwa 100 Patienten seien so stark nierengeschädigt, dass sie ein Spenderorgan bräuchten oder lebenslang zur Dauerdialyse müssten, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der «Bild am Sonntag».

Aus Sicht der deutschen Presse ist es jedoch mindestens genauso traurig, was danach geschah: Die Deutsche Presse-Agentur DPA übernahm diese Meldung heute und übertitelte sie mit „Viele EHEC-Tote werden nicht mehr ganz gesund“. Und alle Zeitungen, die ihre Agenturmeldungen von der DPA beziehen, übernahmen diesen Beitrag offenbar, ohne einmal hinzuschauen.

Und so kam es, dass diese unsägliche Titelzeile in praktisch allen Zeitungsportalen erschien, wie in dem Screenshot zu sehen. Es sind schlechte Zeiten für Zeitungen und im Internet muss man schnell agieren, um Aufmerksamkeit und Leser zu gewinnen. Ob sich die Zeitungen jedoch einen Gefallen tun, wenn sie Agenturmeldungen unbesehen und -korrigiert in die Welt und Leserschaft entlassen ist fraglich. Der Anspruch, weiterhin der Hort des Qualitätsjournalismus zu sein, wird von den Zeitungen zwar erhoben, sie werden ihm jedoch nicht gerecht.

Auch große Zeitungen und Journale bestehen zum großen Teil aus Tickermeldungen, wie Stefan Niggemeier kürzlich erst zeigte. Zumindest die Online-Versionen dieser Publikationen sind dadurch beliebig und austauschbar. Mit Journalismus hat dies sicherlich nichts zu tun.

3 Gedanken zu „DPA-Nachricht: Viele EHEC-Tote werden nicht mehr ganz gesund“

  1. Pingback: stenographique
  2. Man knallt da ungewollt mit dem Kopf auf die Tischplatte. Ich meine, es ist sehr witzig aber auch außerordentlich unpassend und traurig. So was erwartet man eher von der Titanic und Co.

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