… ist die unbestreitbare Tatsache, dass nur wenige Frauenärzte ihre Patientinnen mit Kinderwunsch wirklich ernst nehmen. Irgendwie hat man den Eindruck, dass vor allem ältere Kollegen Frauen mit Kinderwunsch mit großen Vorurteilen begegnen: „Kinderwunsch-Patientinnen? Zu 90% sowieso alle Psycho und die restlichen 10% sind sterilisiert und das ist mal sowieso Psycho.“
Ich möchte mich anlässlich dieses Artikels nicht darüber streiten, wie groß der Anteil der Psyche am Unerfüllten Kinderwunsch ist, aber diese Auffassung seitens mancher Ärzte führt leider für die Paare zu unschönen Konsequenzen.
So sprach ich heute mit einem Paar, welches nach knapp 2 Jahren unerfüllten Kinderwunschs vom Frauenarzt die Geschichte eines Paars erzählt bekam, welches sich nach 15 Jahren ohne Schwangerschaft einen Hund kaufte woraufhin die Frau sofort schwanger wurde. Nun mag aus einer solche Geschichte jeder so seine Schlüsse ziehen. „Alles Psyche“ war es in diesem Fall. Dass hinter so einem solchen erfolgreichen Verlauf knapp hundert Paare stehen, die trotz Hundekaufs immer noch einen unerfüllten Kinderwunsch haben, wird dabei ignoriert.
Aber selbst wenn es so wäre, dass der Kauf eines Hundes schwanger macht, so wäre es nach fast 2 Jahren dennoch an der Zeit gewesen, den unregelmäßigen Zyklus der Frau abzuklären (= eine Blutentnahme und 1-2 Ultraschalle) sowie ein Spermiogramm ihres Partners zu veranlassen. Denn wenn dieser keine oder sehr schlechte Spermien hat, dann hilft auch ein Hund nichts. Nichts dergleichen. Das Paar hätte noch weitere Jahre warten müssen, wenn es nicht selbst die Initiative ergriffen hätte und in ein Kinderwunschzentrum gegangen wäre.
Wie eingangs gesagt: Diese Art von Ignoranz werde ich nie verstehen.
So etwas Ähnliches wollte mir mein Ex-Androloge bezüglich meiner Aspermie auch weismachen und mich wie eine Weihnachtsgans über sinnbefreite IGeL ausnehmen – trotz eines Testosteronwertes der noch unter dem unteren Normwert für Frauen lag.
Da habe ich wohl Glück gehabt, meine großartige FÄ – geschätzt 60 Jahre alt – hat mich SEHR ernst genommen. Möge sie mir noch lange erhalten bleiben!
Im Gegensatz zu der sehr jungen Kollegin die ich zuvor ein Jahr lang konsultierte und die nur riet: wenn sie abnehmen (10 kg zuviel ist ja eigentlich kein Drama) werden Sie schwanger. Kein Blick auf Schilddrüse (erst die neue FÄ fand die an der Grenze zur Unterfunktion liegenden Werte aufgrund des Kinderwunsches behandlungsbedürftig – was dann auch am Gewicht einiges änderte 🙂 – okay, die KiWu hinterher machte das erstmal zunichte…), niemals den Hormonstatus bestimmt, keine Anregung eines Spermiogramms. 6 Monate Pille „zum einpendeln des Zyklus“ – das war’s.
Wenn nicht mein toller Hauarzt mir zu einem Wechsel geraten hätte, wäre ich jetzt garantiert nicht schwanger.
Lieber Doc Breitbach,
komisch, seit ich ein altes Pferd mehr habe, werde ich nicht mehr schwanger. Wahrscheinlich habe ich das falsche Tier angeschafft.
Wäre es nach diversen Frauenärzten gegangen, würden wir wohl heute noch nach Plan verkehren. Lange hat es gedauert bis ich an eine engagierte und kompetente Frauenärztin geraten war. Natürlich gehört eine gute Portion Zynismus dazu, Patientinnen alle vier Wochen in die Praxis zu bestellen, halbherzig irgendwann im Zyklus einen Ultraschall zu machen und dann die Frauen mit einem mehr oder weniger brauchbaren Rat möglichst schnell wieder loszuwerden schlägt sich zumindest bei der Abrechnung nieder. Eine Patientin an eine Kinderwunschpraxis zu überweisen bringt nichts ein.
Die engagierte, kompetente Frauenärztin, die mir half, hatte im folgenden Jahr ihre Praxis wegen Insolvenz aufgeben müssen obwohl die Praxis von den Patientenzahlen mehr als ausgelastet war. Die anderen Frauenärzte praktizieren nach wie vor. Kürzlich hatte eine von ihnen in einer halböffentlichen Runde folgenden grenzwertig intelligenten Merksatz fallen lassen: Erstgebärende mit Anfang Zwanzig stehen in den ersten zwei Stunden nach der Niederkunft wieder auf den Beinen. Mit Mitte Zwanzig brauchen die Frauen schon einen Tag, und mit Ende Zwanzig brauchen sie drei, und mit Mitte Dreißig stehen Erstgebärende gar nicht mehr freiwillig auf.“ Ich habe mit meinem Fachwissen gegengehalten: „Wann und wie schnell eine Frau nach der Geburt aufsteht hängt in erster Linie von dem Dammschnitt an, den sie verpasst bekommen hat oder nicht“.