„Slippery Slope“

Der Begriff „Slippery Slope“ ist in Ethikdebatten ein beliebter Begriff, wenn es darum geht, die Folgen eines relativ unbedeutenden kleinen ersten Schritts aufzuzeigen. Wird diese schiefe Ebene erst einmal betreten, dann gibt es kein Halten mehr und ganze Wertesyteme geraten unweigerlich ins Rutschen. Auch der deutsche Begriff „Dammbruch“ spiegelt diesen Sachverhalt wider: Ein kleiner Riss in einem stabilen ethischen Konstrukt führt letztlich zu einer vollständigen Zerstörung des Dammes.

Nein, diesmal geht es nicht um die PID, obwohl diese Begriffe dort sehr häufig verwendet werden, gerne als abschließendes KO-Kriterium. Es geht um die Tötung Osama Bin Ladens.

Bin Laden war ein Terrorist und Schwerverbrecher und für den Tod Tausender verantwortlich. Wenn jedoch die Bundeskanzlerin heute morgen äußert: „Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten„, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf. Mit diesem Satz wird von ihr nicht die Freude geäußert, dass der Topterrorist tot ist (was menschlich nachvollziehbar ist), sondern sie beglückwünscht explizit die US-amerikanischen Komandotruppen, dass es diesen gelungen ist, ihn zu töten.

Und mit dieser Aussage steht die Kanzlerin am Rande einer sehr steilen und schlüpfrigen Rampe. Denn sie stellt Grundrechte, die in unserem Land auch für Schwerverbrecher gelten, ohne Not in Frage. Ihre Aussage ist mit den Grundsätzen unseres Rechtsstaates nicht vereinbar, in dem die Todesstrafe aus guten Gründen abgeschafft wurde.

Die ungebremste Begeisterung über die gezielte Tötung eines Verbrechers ist vermutlich populistischen Motiven geschuldet. Das macht es jedoch nur noch schlimmer.

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